Holunderblütensaft



Immer wenn ich Holunderblütensaft schmecke, werden Erinnerungen an meine Kindheit wach. Wir wohnten damals in einem wirklich kleinen Ort, zu dem eigentlich nur zwei Häuser gehörten, unseres und das unserer Nachbarn. Unsere Nachbarn hatten zwei Söhne, die auch etwa im Alter meines Bruders und mir waren. Ihre Eltern haben sehr darauf geachtet, dass ihre Kinder sich gut und gesund ernähren.

Bei uns zu Hause gab es eigentlich nur Wasser zu trinken. Saft oder andere süße Getränke gab es nur zu besonderen Anlässen wie zu Weihnachten oder an Geburtstagen. Daher war es für uns immer etwas Besonderes, wenn es einmal etwas anderes zu trinken gab. Wenn wir im Sommer bei unseren Nachbarn spielten oder dort Abendbrot essen durften, dann gab es manchmal ein unheimlich leckeres Getränk. Viel später fand ich heraus, dass es Holunderblütensaft vermischt mit Selter war. Der Holunderblütensaft war natürlich selbst gemacht.

Ich habe dieses Getränk geliebt. Dieser leichte, zarte Geschmack von Holunderblüten, verdünnt mit Selter und am besten mit Eiswürfeln gekühlt gehörte für mich einfach zum Sommer dazu. Ich weiß noch genau, wie sich die Gläser anfühlen, in denen wir dies serviert bekommen haben. Manchmal haben wir auch selbstgemachtes Wassereis bekommen. Meistens finde ich, dass so ein Eis irgendwie langweilig schmeckt. Aber nicht, wenn es aus Holunderblütensaft gemacht worden ist.

Als wir irgendwann weggezogen sind, haben wir unsere Nachbarn natürlich nicht mehr so oft gesehen und ich habe den Holunderblütensaft vermisst. Als ich dann meine Mutter danach fragte, sagte sie mir, dass sie so ein Rezept von ihrer Mutter hätte. Ich fragte mich, warum wir das vorher nie gemacht hatten? Natürlich musste ich es bei nächster Gelegenheit ausprobieren, befürchtete aber, dass es nicht genauso schmecken würde, wie der Saft unserer Nachbarn. Diese Sorge war allerdings unbegründet, denn das Rezept war genau so, wie es sein sollte.



Seitdem gehört der Saft fast jedes Jahr unbedingt auf meine To-Do-Liste. Wichtig für das Sammeln ist, dass am besten schon einige Tage die Sonne geschienen haben sollte, wenn ihr die Dolden abpflückt, denn dann wurde der Blütenstaub nicht weggespült und die Blüten können mehr Aroma an das Wasser abgeben. Am besten sammelt ihr die Blüten in einer großen Schüssel und lasst kleine Tierchen herauskrabbeln.

Beachtet werden sollte, dass es sich bei diesem Rezept wirklich um Saft und nicht um Sirup handelt. Zwar sollte der Saft auch noch verdünnt werden, da er sonst sehr süß ist, aber das Mischverhältnis ist, je nach Geschmack etwa 1:1 oder 1:2 (ein Teil Saft und ein Teil Wasser oder ein Teil Saft und zwei Teile Wasser). Der Saft schmeckt toll mit Wasser oder Selter, auf Eiswürfeln oder wenn man ihn zu Wassereis gefrieren lässt. Aber auch zum Backen habe ich ihn schon benutzt oder eine tolle Sommerbowle daraus gemacht. Probiert es aus, es lohnt sich!


ZUTATEN:
7 Liter Wasser
15-20 Holunderblütendolden
3 ungespritzte Zitronen
1 kg Zucker
20 g Zitronensäure


ZUBEREITUNG:
Die Holunderblüten ungewaschen in einen großen Topf oder ein großes Gefäß geben. Die Zitronen waschen, in feine Scheiben schneiden und zu den Blüten geben. Das Ganze mit 7 Litern kaltem Wasser aufgießen und 24 Stunden ziehen lassen.



Nach 24 Stunden den Saft einmal durch ein großes Sieb geben und auffangen. Anschließend noch einmal durch ein sauberes Mull-oder Küchentuch passieren. Die Blüten und die Zitronen entsorgen und den Saft in einen Kochtopf geben.

Den Zucker und die Zitronensäure hinzugeben und alles einmal aufkochen. Den heißen Holunderblütensaft in sterilisierte Flaschen geben und fest verschrauben. Der Holunderblütensaft hält sich mindestens 1 Jahr lang und schmeckt toll, wenn man ihn mit Wasser, Selter oder Sekt vermischt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://kuestenkueche.blogspot.de/p/datenschutz.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.